Unerhörte Dinge

albrecht Am Sonntag, 17. März, geht es von 19:30 Uhr an im Brückenkopf unerhört zu: Denn Hans-Jürgen Lenhart hat Roland Albrecht vom Museum der unerhörten Dinge zu Gast. Karten kann man über lenhart-hms@gmx.de reservieren oder von sofort an im Brückenkopf kaufen, der Eintritt beträgt 12 Euro.

Vor dieser Lesung sollte man etwas trinken, denn währenddessen wird einem die Spucke wegbleiben. Wenn man Roland Albrechts Erklärungen zu den Gegenständen in seinem Berliner Museum hört, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. So unscheinbar die dortigen Dinge erscheinen, so bedeutsam sind sie plötzlich. Voller Fassungslosigkeit erfährt man, dass in der Schweiz der Tag einst weniger Stunden hatte, warum die erste lesbische Hochzeit in Deutschland schon 1950 stattgefunden hat oder dass man nervige Belästigungen wie Verkehrslärm durch ein Gerät völlig verschwinden lassen könnte.

Der Künstler, Literat und Museumsdirektor Roland Albrecht hat in seiner Sammlung erstaunenswerte Objekte wie das Fell eines japanischen Miniaturhirsches, den originalen Riemen, an dem man sich reißen sollte oder das wirklich erste Foto aller Zeiten. „Unerhört“ sind seine Dinge, weil sie, bis er sie gefunden hat, noch keine Beachtung fanden. Albrecht dagegen hört seinen Zufallsfunden zu, lässt sie etwas erzählen, gibt ihnen historische wie auch poetische Bedeutsamkeit, die er akribisch mit Literaturquellen belegt. Damit knüpft sein Museum an die Wunderkammern und Kuriositätenkabinette von Fürsten ab der Spätrenaissance an. In unglaublicher Kreativität bringt Albrecht die Hörer zum Staunen. Was einerseits etwas nach Gegenständen aus der TV-Show „Das Dings vom Dach“ aussieht, entpuppt sich als Ausgangspunkt skurriler, humorvoller und höchst inspirierender Geschichten, die auch mal ins Satirische gehen können oder tragische Liebesschicksale erzählen. Ansatzweise lesen sich seine Erklärungen auch wie eine Parodie auf Wikipedia.

So überzeugend die Erklärungen zu den Dingen wirken, so sehr sind sie eine Mischung aus Tatsachen und Fiktion bzw. aus Haptischem und Literatur. 1998 gegründet, befindet sich das kleine Museum in einem ehemaligen Laden in Berlin-Schöneberg mit 50 Exponaten und einem nach Gewicht der Dinge sortierten Depot. Bezüglich des Verhältnisses von Besuchern zu Quadratmeterzahl ist es das am meisten besuchte Museum Berlins. Die Geschichten sind in zwei bebilderten Büchern nacherkundbar. Der Hanauer Literat und Veranstalter Hans-Jürgen Lenhart wird sich nicht nur mit Roland Albrecht zur Entstehung der Geschichten und den Hintergründen der Gegenstände unterhalten, sondern auch Exponate in einer Bildershow vorstellen und etliche Erklärungen dazu vortragen. Es gibt einen Überblick zum Museum und einige Originalexponate zu besichtigen. Die unerhörten Dinge werden unerhörte Neugier erwecken und Albrecht wird gerne auf Zuschauerfragen eingehen.

Roland Albrecht wurde 1950 in Memmingen im Allgäu geboren und lebt in Berlin. Er arbeitete in verschiedensten medizinischen Berufen, ist Fotograf, Künstler und Schriftsteller mit diversen Veröffentlichungen, Theaterstücken, Ausstellungen, Installationen, Kurzhörspielen, Kurzfilmen und Soundscapes. Im Sinne seines Museums hat er auch fiktive Stadtführungen entwickelt.

Für literarisch Neugierige dürfte diese Veranstaltung eine unvergessliche Entdeckung sein, die es so in Hanau noch nicht gegeben hat.

Hans-Jürgen Lenhart veranstaltet im Brückenkopf seit 2012 in loser Reihenfolge die Reihe „Die Panische Lesebühne“, die hier wieder einmal ein Highlight präsentiert. Rechtzeitig Karten sichern.

Museum der unerhörten Dinge

Youtube

Moderation: Hans-Jürgen Lenhart

Sonntag 17.3.2024 um 19:30 Uhr

Brückenkopf, Wilhelmstraße 15 A, 63450 Hanau, 06181 15789

Eintritt 12 €

Kartenvorbestellung über lenhart-hms@gmx.de oder Kauf direkt im Brückenkopf

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